Interview VRP und CEO
Benedikt Goldkamp, Executiver Verwaltungsratspräsident und Dr. Rochus Kobler, CEO, beantworten Fragen zu Erfolgen und wichtigen Entwicklungen.
Phoenix Mecano wird − Ihre Worte − von globalen Megatrends getrieben. Welche Megatrends werden in der breiten Öffentlichkeit eher überschätzt oder unterschätzt?
Benedikt Goldkamp Ich glaube, unterschätzt wird der Trend zur Cyberkriminalität. Es gibt heute international tätige Verbrechersyndikate, die innerhalb von Sekunden teilweise Tausende von Firmen gleichzeitig angreifen können und das praktisch ohne Risiko, strafrechtlich belangt zu werden. Überschätzt wird wahrscheinlich der Trend zum Reshoring, also dem Kappen globaler Lieferketten. Arbeitsteilung ist seit den Tagen der industriellen Revolution eigentlich ein Instrument, um Armut zu bekämpfen und Wohlstand zu schaffen. Darauf sollte man nicht verzichten. Auch international nicht. In der heutigen Zeit geht es eher darum, dass man sich flexibel aufstellt, damit man auf unvorhersehbare Ereignisse reagieren kann und zentralistische Strukturen vermeidet.
Die Phoenix Mecano Gruppe ist bekannt für Ihre dezentralen Strukturen, ihre schlanke Organisation und ihre kurzen Entscheidungswege. Wie schafft und erhält man eine Unternehmenskultur, die eine solche Aufstellung ermöglicht?
Benedikt Goldkamp Zunächst einmal ist die dezentrale Struktur tief in der DNA der Phoenix Mecano verankert. Es braucht auch eine Kultur, die Fehler nicht von vorneherein vermeidet, sondern die es ermöglicht, aus Fehlern zu lernen. Es würde nämlich sonst verhindern, dass sich die Organisation weiterentwickeln kann. Man darf auch nicht versuchen, alles zu kontrollieren, sondern man muss den Mitarbeitenden echte Verantwortung übertragen.
«In der heutigen Zeit geht es eher darum, dass man sich flexibel aufstellt, damit man auf unvorhersehbare Ereignisse reagieren kann und zentralistische Strukturen vermeidet.»
Benedikt A. Goldkamp
Exekutiver Präsident des Verwaltungsrates
Phoenix Mecano entwickelt sich gemäss eigenen Angaben zunehmend vom Komponentenhersteller zum Anbieter von Systemlösungen. Wo sieht man diesen Wandel besonders gut?
Benedikt Goldkamp Gerade hochinnovative Unternehmen bringen in immer kürzerer Kadenz ihre Produkte an den Markt. Da ist es wichtig, sich auf Zulieferer wie Phoenix Mecano abstützen zu können, die mit kompletten Baugruppen und System-Lösungen diesen Prozess unterstützen. Beispielsweise kürzen unsere kundenspezifisch bearbeiteten Gehäuse mit kompletter Zertifizierung diesen Prozess enorm ab. Oder wie bei DOT, wo wir kinematische Beschläge, Antriebskomponenten, Sensorik und elektronische Steuerungen den Kunden als Kit zuliefern, und sie sich dann nur noch auf das Design und eventuell die Polsterung der Produkte konzentrieren müssen.
«Wir investieren ganz gezielt in die Entwicklung von Systemlösungen für zukunftsträchtige Anwendungsgebiete.»
Dr. Rochus Kobler
CEO
Phoenix Mecano hat sich die Schaffung von Werten durch Operational Exellence (J2OX) auf die Fahne geschrieben. Können Sie uns dafür zwei aktuelle Beispiel geben? Wie hat sich diese Initiative entwickelt?
Dr. Rochus Kobler Vor rund zehn Jahren haben wir die Initiative «Journey 2 Operational Excellence» (J2OX) gestartet. Im Kern geht es bei dieser Initiative um einen inkrementellen Kulturwandel. J2OX fördert eine Arbeitsphilosophie und Führungskultur im Streben nach kontinuierlicher Verbesserung. Sie fördert auch die Zusammenarbeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in funktionsübergreifenden Teams. Resultate davon sehen Sie auf unseren Shopfloors weltweit, in unseren Büros und Entwicklungsabteilungen. Am schönsten ist es aber, wenn Sie auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter treffen, die mit J2OX ihre persönliche Erfolgsgeschichte schreiben konnten und einen Beitrag zum Erfolg von Phoenix Mecano leisten konnten. Ich bin stolz darauf, sagen zu können, dass in den letzten zehn Jahren das Gedankengut von J2OX in jede Kapillare unserer dezentralen Organisation vorgedrungen ist.
Wo sehen Sie für die Phoenix Mecano Gruppe in der Zukunft die grössten Chancen?
Dr. Rochus Kobler Wir investieren ganz gezielt in die Entwicklung von Systemlösungen für zukunftsträchtige Anwendungsgebiete. Denken Sie dabei an ergonomische Arbeitsplätze bei sich zu Hause, im Büro oder in industrieller Umgebung. Denken Sie auch an Digitalisierungslösungen in patientennahen Dienstleistungen oder an Mensch-Maschine-Schnittstellen. Phoenix Mecano ist hervorragend positioniert, um in diesen zukunftsträchtigen Feldern weiteres profitables Wachstum zu generieren.